Bei der Immobilienmesse im Volkshaus war die Jenaer Bauflächen-Misere ein Thema.
Das hat es in 18 Jahren Immobilien-Messe noch nicht gegeben: Die Stadt Jena hat im Volkshaus auf den Aufbau eines Messestandes verzichtet. Der Grund: Es gibt keine städtischen Grundstücke mehr, die man Häuslebauern verkaufen könnte. Der Markt an Baugrundstücken ist leergefegt. Und die wenigen privat vermarkteten Eigenheim-Grundstücke haben ihren Preis: Zum Beispiel kosten sie im Zwätzener Philosophenviertel („Dröseldorf“) 299 Euro pro Quadratmeter.
Seinen Messeausstand hat Veranstalter Herbert Brauns am Sonnabend (14. Februar) bekanntgegeben. Mit 70 Jahren wolle er kürzer treten, sagt er. Die Zukunft der Messe ist gesichert. Als Nachfolger übernimmt Markus Ebeling die Organisation. Der Immobilienprofi arbeitet für einen Anbieter von Kompletthäusern und möchte sich mit der Immobilienmesse ein zweites Standbein aufbauen. Ebeling ist bereits ein Jahr lang mitBrauns „mitgelaufen“. Der Immobilienmessen-Erfinder will dem Nachfolger mit Rat und Tat zur Verfügung stehen.
Stadtentwicklungsdezernent Denis Peisker (Bündnisgrüne) brachte zur Messeeröffnung einen Blumenstrauß mit und dankte Herbert Brauns für sein Engagement. Der Dezernent griff das Thema auf, das viele in der Branche als das größte aller Jenaer Probleme ansehen – den Mangel an Grundstücke für privaten Wohnungsbau. „Die Stadt muss mehr machen, höre ich bei Ihnen“, sagte Peisker im Volkshaus. Bei Bürgerversammlungen in der Nachbarschaft potenzieller Baugebiete sei die Meinung oft eine andere. Mitte des Jahres werde der Plan „Wohnen in Jena 2030“ in den Stadtrat eingebracht. Ein Gebiet mit großem Potenzial machte Peisker in der Nachbarschaft des Volkshauses aus. Das Areal Bachstraße könnte mit dem Umzug der letzten Kliniken nach Lobeda für Wohnen verfügbar sein. Die Bachstraße erfüllt zumindest eine Grundforderung, die Wohnungssuchende oft haben: zentrale Lage.
Wie Veranstalter Herbert Brauns war auch Baubetreuer und Messestandbetreiber Klaus Gierke bei jeder der 31 Messen dabei. Sein Eindruck ist, dass die Stadtpolitik auf zu vielen Hochzeiten tanzt.
Beim Thema Wohnungsbau müsse man sich darauf konzentrieren, Flächen zu entwickeln, für die Bedarf bestehe. Gerade auch der Südraum Jenas biete Reserven.
Am Hausberg unterhalb der Wilhelmshöhe werde es wohl erst 2016 so richtig losgehen, wenn die Planstraßen fertig sind. Wegen der großen Nachfrage will Klaus Gierke wie auch der städtische Immobilienbetrieb KIJ, der am Hausberg ebenfalls Flächen besitzt, ausschreiben. Die sei gerechter.
17.02.15 / TLZ
/